Heartstring Rhapsody
Heartstring Rhapsody – Zwischen Verlust und Hoffnung, lautet der Titel des Debütromans von Sophia Veronica Hjejle.
Sophia hatte mich angeschrieben und gefragt, ob ich ihr Buch lesen würde. Oftmals lehne ich Anfragen aus Zeitgründen ab, aber bei dieser konnte ich nicht nein sagen. Denn Sophia als Mensch ist wahnsinnig nett und ihr Buch hat mich sofort angesprochen.
Dieses Buch kann dem Genre Verlust, Trauerbewältigung und junge Liebe für junge Erwachsene zugeordnet werden.
Worum geht es in Heartstring Rhapsody?
Lysa verliert bei einem Autounfall ihre Eltern. Sie saß mit in dem Wagen und ist die einzige Überlebende. Ihre gesamte Welt stürzt zusammen. Alles was Lysa eigentlich machen wollte wird unwichtig. Wichtig wird nur noch, jeden Tag irgendwie in der Dunkelheit zu überleben.
In ihrer Zeit der Trauer lernt Lysa Oliver kennen.
Trotz das sie in absoluter Trauer ist, instabil, emotional labil hat er Interesse an ihr. Er will ihr helfen das Trauma hinter sich zu lassen und wieder zurück ins Leben zu finden. Ein Leben hoffentlich mit ihm und vor allem einem Leben mit Perspektive.
Wer ist Sophia Veronica Hjejle?
Sophia Veronica Hjejle ist eine deutsch-dänische Schriftstellerin, die am 25.08.2000 geboren wurde. Der Name Hjejle (gesprochen: „Jeile“) ist dänisch und bedeutet „Goldregenpfeifer“. Hjejle besuchte eine Waldorfschule und machte dort 2020 ihr Abitur. Da sie schon während der Schulzeit für ihr Leben gerne Geschichten schrieb, begann sie ein Germanistikstudium, entschied aber nach zwei Semestern, dass sie das Schreiben lieber weiter als Leidenschaft verfolgen und in ihrer Berufswahl einen sozialeren Zweig einschlagen wollte. Derzeit studiert sie daher Soziale Arbeit und beschäftigt sich nebenher mit mehreren Schreibprojekten. Neben ihren Romanen, veröffentlicht Hjejle auch Kurzgeschichten, die von ihrem Alltag als angehende Sozialarbeiterin erzählen.
Wie hat mir Heartstring Rhapsody gefallen?
Ich bin mit diesem Buch gestartet und konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Es hat mich emotional so tief getroffen, dass ich das Gefühl hatte einfach weiterlesen zu müssen. Erfahren zu müssen, was mit Lysa passiert ist und wie Oliver in dieses gesamte Geflecht hineinpasst.
Das Buch wird aus zwei Sichtweisen erzählt. Einmal aus der Perspektive vorher und einmal aus der Jetzt Zeit. Jeweils aus der Sicht von Ich- Erzählerin Lysa. Dadurch hat man einen stetigen Wechsel und kann etwas besser nachvollziehen, was ist damals passiert und wie geht es Lysa heute.
Lysa ist eine Person, die wahnsinnig sympathisch ist. Sie ist in einer liebevollen und wohl behüteten Familie aufgewachsen, zusammen mit ihrem Bruder. Das Geigespielen und die Liebe zur Musik bedeutet ihr alles, deswegen will sie dies zu ihrem Lebensmittelpunkt machen und studieren. Ihre beste Freundin Tara, geht bei ihnen ein und aus und ist fast schon wie eine Schwester. Die wiederum quirlig ist und ein wenig anders als Lysa. Was sich aber fantastisch ergänzt.
Der Unfall verändert Lysa komplett. Sie erträgt ihren Schmerz in Alkohol. Zieht sich komplett zurück, gibt sich die Schuld an dem Unfall und fristet ihr Dasein. Keine Musik mehr, kein lachen. Nur noch Dunkelheit. Sie nimmt immer mehr ab und lässt sich auch optisch wie hygienetechnisch komplett gehen, denn alles wird unwichtig. Egal zu welchen Therapeuten sie geht, Lysa bricht alles ab. Verschließt sich vor der Welt, aber am meisten vor sich.
Hier merkt man die Wandlung. Von einem fröhlichen Mädchen zu einer frustrierten, in sich gekehrten und trauernden jungen Frau, die wahnsinnig viel Wut in sich hat und nur ein Ventil dafür kennt, Alkohol.
Oliver hat ein großes Geheimnis, eines was er nicht offenbart. Allerdings gibt es zum Ende des Buches, viele Briefe die er geschrieben hat, die sein Geheimnis komplett offenlegen und somit die letzten Puzzleteile an ihren Platz fallen. Doch bis dahin ist er ein sehr netter, sympathischer und aufgeschlossener junger Mann. Einer, der sieht, wie sehr Lysa leidet, und es sich zur Aufgabe macht, sie aus ihrem Glaskäfig zu holen. Er sieht das positive in der Welt, drängt sie nicht, tadelt sie nicht wegen ihrem vernachlässigten Aussehen, sondern zeigt ihr die Schönheit. Sieht aber auch die Schönheit, die Lysa verborgen in sich trägt.
Zwei tolle Protagonisten, die in diesem Zusammenspiel sehr gut funktionieren und sich absolut toll ergänzen.
Gepaart wird das Ganze mit einem schönen und sehr eingänglichen Schreibstil. Das Buch lässt sich dadurch schnell und flott lesen. Man kann problemlos in die Story eintauchen und in dieser verweilen. Erst hatte ich das Gefühl, es sind mir zu wenig Dialoge im Buch vorhanden und Zuviel „Selbstgespräche“. Mir hat zu Beginn der Austausch zwischen Personen gefehlt, da man doch recht viel von Lysa und ihrem innersten erfährt. Viele innere Konflikte ausgetischt bekommt, aber wenig verbale Kommunikation. Dies hat sich allerdings gewandelt und ab der Buchmitte, als Oliver präsenter wird, nimmt der kommunikative Anteil zu. Denn Lysa fängt an aufzutauen.
Zur Story selber, verrate ich nicht ganz so viel. Man muss es lesen.
Allerdinge begleiten wir Lysa raus aus dem Weg der Dunkelheit. Dazu trägt Oliver viel bei. Denn er zeigt Interesse an ihr, drängt sie nicht. Lässt sie von sich auskommen. Zeigt ihr Kleinigkeiten, zeigt ihr die Schönheit der Natur und hinterfragt niemals, was damals passiert ist. Unterstützt sie bei ihren Therapiestunden und gibt ihr einfach das Gefühl, genug zu sein wie sie ist. Das sie nicht anders sein muss, sondern so, mit ihren Narben, mit ihrem Schicksal einfach perfekt ist. Er zeigt ihr die Kleinigkeiten im Leben, die wichtig sind. Aber auch Tara hat einen großen Anteil daran, denn sie nimmt Lysa mit auf den Weg zu ihrem alten, neuen Aussehen. Bestärkt sie in allem was sie tut und ist einfach eine tolle Freundin.
Lysa´s Weg zurück ins Leben ist hart und gespickt von vielen Tiefpunkten. Alkoholkonsum, Verlust der Eltern, Schuldzuweisungen und ganz viel Dunkelheit. Oliver ist schlussendlich das Licht, was sich zeigt, was Lysa hinausführt und zurückbringt ins Licht. Doch Oliver hat ein Geheimnis, welches am Ende alles kaputt machen könnte.
Das Geheimnis, verrate ich natürlich nicht. Wie oben bereits erwähnt, erfolgt die Offenlegung von diesem in Form von Briefen. Die mich emotional tief getroffen und bewegt haben. Die zeigen, wie das Leben spielt und das manchmal nur ein Quäntchen Glück benötigt wird.
Beide Schicksale zusammengenommen, ergeben ein perfektes Bild. Ein Buch, welches mich komplett getouched hat. Welches mich komplett zum Ende hin überrascht hat, obwohl ich eine Vermutung hatte. Aber… es dann zu lesen in seiner gesamten Breite, ist noch einmal etwas völlig anderes und hat mich mehr als demütig gemacht.
Ein Buch mit Tiefgang, mit wichtigen und zentralen Themen, die ohne Fingerpointing und mehr als Wertneutral angesprochen werden.
Sollte man lesen, wenn einem bewusst ist, dass es Themen beinhaltet, die Triggern könnten. Allerdings lohnt es sich, dieses Wagnis einzugehen.
Meine Bewertung: 5 Sterne
Emotionen pur. Tiefgang, Geschichten die das Leben schreibt, emotionale Wagnisse und das es sich lohnt zu kämpfen. Tolle Protagonisten die sich im gesamten Buch fantastisch ergänzen. Zwei Geschichten von zwei Menschen, die Tief bewegen und demütig machen. Wer zu diesem Buch greift, bekommt eine volle Ladung von all diesen Themengebieten ab. Vielleicht im ersten Moment viel, aber dieses Buch ist es wert, all dies auf sich zu nehmen und in die Geschichte von Lysa und Oliver einzutauchen.
Vielen lieben Dank an Sophia Veronica Hjejle für dieses Rezensionsexemplar.
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- ASIN : B0CJ4FJHQT
- Herausgeber : Independently published (16. September 2023)
- Sprache : Deutsch
- Taschenbuch : 422 Seiten
- ISBN-13 : 979-8860232518
- Lesealter : 16–18 Jahre
- Preis: 14,98 € (Taschenbuch)